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18. November 2014 · von S.H.

Rotwild im Südschwarzwald - Konzeption eines integrativen Rotwild-Managements

Mit 17.500 ha Fläche gehört es zu den kleinsten Rotwildgebieten in Deutschland.

Seit Juni 2005 arbeitet eine Projektgruppe unter Leitung der Abt. Forstdirektion des Regierungspräsidiums Freiburg und fachlichen Lenkung durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) an einer landkreisübergreifenden Konzeption für das Rotwildgebiet Südschwarzwald.

Das Projekt

Das Rotwildgebiet Südschwarzwald ist eines der fünf in Baden-Württemberg durch Rechtsverordnung von 1958 ausgewiesenen Rotwildgebiete (s. Abb. 1). Mit 17.500 ha Fläche gehört es zu den kleinsten Rotwildgebieten in Deutschland.

Seit Juni 2005 arbeitet eine Projektgruppe unter Leitung der Abt. Forstdirektion des Regierungspräsidiums Freiburg und fachlichen Lenkung durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) an einer landkreisübergreifenden Konzeption für das Rotwildgebiet Südschwarzwald. Als Ergebnis liegt ein Management-Konzept vor, das den Lebensraum-Ansprüchen des Rotwilds als größter einheimischer Wildart, aber auch den Interessen der Land- und Forstwirtschaft, der Jägerschaft und des Tourismus Rechnung tragen soll.

Mitglieder der Projektgruppe sind Vertreter der Jägerschaft, der Forstbehörden, der FVA, des Naturschutzes, des Naturparks Südschwarzwald und der Gemeinden. Mit der Einbindung unterschiedlicher Interessengruppen verfolgt die Rotwildkonzeption Südschwarzwald einen neuen, in Deutschland bisher noch nicht existierenden Ansatz.

Räumliches Konzept

Wichtigste Neuerung ist das Räumliche Konzept. Es untergliedert das Rotwildgebiet Südschwarzwald in einen Kern -, einen Übergangs- und einen Randbereich mit jeweils unterschiedlichen Zielwilddichten und darauf abgestimmten Maßnahmen (s. Abb. 2). Die Konzeption nimmt Rücksicht auf die Zielsetzungen in den einzelnen Waldbesitzarten. Sie stützt sich außerdem auf Erhebungen zur aktuellen Rotwild-Verbreitung, zur Habitat-Eignung und auf erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts auf der Basis der Satelliten-Telemetrie.

Im Kernbereich ist Rotwild als "Standortfaktor" anzusehen. Damit verbunden sind von Seiten der Waldbewirtschaftung bewusst in Kauf genommene Einschränkungen bei der waldbaulichen und betriebswirtschaftlichen Zielsetzung. Darüber hinaus gibt es konkrete Vorgaben für die Art der Jagdausübung und gebietsweise auch für touristische Aktivitäten. Innerhalb des Kernbereichs liegen Wildruhebereiche (die auch für andere Tierarten eine wichtige Bedeutung haben), spezielle Fütterungsbereiche und zwei Beobachtungsbereiche, in denen für Waldbesucher die Möglichkeit besteht, Rotwild in freier Wildbahn zu beobachten.

Im Kernbereich überwiegt der Staatswald der ehemaligen Forstbezirke Schluchsee und St. Blasien. Ebenfalls einbezogen sind Kommunal- und Privatwaldflächen auf Gemarkung Menzenschwand und Privatwälder der Gemarkungen Blasiwald und Häusern, jedoch mit deutlich geringeren Flächenanteilen.

Auch im Übergangsbereich ist zumindest zeitweise mit höheren Wilddichten zu rechnen. Die vorgesehenen Maßnahmen zielen darauf ab, die Habitatverhältnisse zu verbessern und unerwünschten Konzentrationen mit geeigneten Jagdmethoden zu begegnen.

Im Randbereich mit einer vergleichsweise geringen Ziel-Wilddichte wird sich gegenüber dem bisherigen Zustand nichts Wesentliches ändern.

Freiwillige Selbstverpflichtung der Akteure

Es ist Ziel der Rotwildkonzeption, insbesondere bei den örtlich direkt Betroffenen eine möglichst breite Akzeptanz zu finden. Die in der Konzeption benannten Ziele und Maßnahmen sollen in die mittelfristige forstliche Planung (Forsteinrichtung), in künftige Jagdpachtverträge, in Tourismuskonzepte und in die Fachplanungen des Naturschutzes einfließen. Damit soll schrittweise eine höhere Verbindlichkeit der anfangs auf Freiwilligkeit beruhenden Übereinkünfte erzielt werden. Nur so ist zu gewährleisten, dass die im Einzelnen noch zu beschließenden Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden. Ein erster Schritt ist die zwischenzeitlich von den meisten Akteuren unterzeichnete "Freiwillige Selbstverpflichtung". Abschließend sind die wichtigsten Handlungsfelder für die Umsetzung aufgeführt. An erster Stelle stehen eine Reduktion des Rotwildbestands und die Erhöhung der Lebensraumkapazität. Dabei soll der erforderliche Reduktionsabschuss mit Maßnahmen zur gezielten Habitat- und Äsungsverbesserung verbunden werden.

Begleitet wird die Umsetzung durch eine "Arbeitsgemeinschaft Rotwild Südschwarzwald", die ähnlich der Projektgruppe mit Vertretern unterschiedlicher Interessengruppen besetzt ist. 

Originalartikel: Suchant R., Burghardt F., Gerecke K.L. (2008): Rotwild im Südschwarzwald 2008 - Konzeption eines integrativen Rotwild-Managements. Hrsg. Projektgruppe Rotwild, 2008.

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