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1. September 2004 · von H.R.

Menschenschweiß gegen Wildunfälle

Eine ganz besondere Duftmischung soll Verkehrsunfälle mit Wildtieren demnächst verhindern

Zur Abschreckung von Rehen und Wildschweinen an Straßen setzen Experten in Deutschland (Brandenburg) auf Menschenschweiß
Menschenschweiß gegen Wildunfälle
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150 Verdunstersäulen möchten sie in einem Pilotprojekt in Brandenburgs Nordwesten aufstellen. Die Säulen verströmen über Trägerstoffe eine chemisch hergestellte Substanz, die menschlichem Schweiß gleicht. Unter Beteiligung des Straßenbauamtes in Kyritz werden die Verdunster alle 50 Meter an Ortsumgehungen und Schnellstraßen errichtet, in Schwerpunktbereichen auch in 25 Metern Abstand.

Ein Jahr lang wurde die Technik bereits erprobt. Sie zeige ausgezeichnete Erfolge, sagte Rudolf Scholz, Vorsitzender des Regionalverband Prignitz der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Er hat die neue Abwehrvorrichtung entwickelt. "Wir haben das System vor allem an landwirtschaftlichen Flächen eingesetzt, um Wildschäden zu verhindern", erläutert Scholz. "Auch wollten wir testen, ob sich das Wild nicht an diese Geruchsstoffe gewöhnt und die Scheuchwirkung nachlässt.

Das konnten wir aber nicht feststellen". Wie funktioniert es! Die Erfindung ist technisch einfach. Ein Gefäß auf der Verdunstersäule enthält die Trägersubstanz, der mit Hilfe einer großen Spritze aus einiger Entfernung das Geruchsmittel zugesetzt wird.

Vorteil der abschreckenden Mischung: Sie verdunstet bei jeder Temperatur, also auch im kühlen Herbst, im Winter und Frühjahr. Etwa alle sechs bis acht Wochen müssen die Behälter nachgefüllt werden.

In Brandenburg wurden zuvor schon andere Techniken erprobt, um die Zahl der Wildunfälle zu verringern. Folienstreifen an Straßenbäumen und Reflektoren an Begrenzungspfählen sollen nachts das Licht spiegeln. Auch einen speziellen, Duftschaum testeten die Naturschützer an Bäumen, halten ihn aber inzwischen eher für "Geldschneiderei".

Er funktioniere nur bei Temperaturen über zehn Grad, heißt es. Danach verdunste nichts mehr. Im Gegenteil, der Schaum verkruste ohne weitere Wirkung. Bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und beim Straßenbauamt verspricht man sich große Erfolge von den neuen Schweiß-Säulen, die kostengünstiger als alle bisherigen Technologien sein soll.

Für die Serienproduktion der Säulen sucht die Schutzgemeinschaft noch einen Unternehmen; die Urheberrechte will sie vorerst behalten. In Brandenburg wurden im vergangenen Jahr 14 577 Wildunfälle registriert. Sie kosteten im vergangenen Jahr vier Menschen das Leben und führten bei mindestens 277 zu Verletzungen.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres kam es nach Polizeiangaben schon zu fast 10 000 Zusammenstößen. So stehe beim Kampf gegen Wildunfälle der Schutz des Menschen im Mittelpunkt, sagt Scholz.

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