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Magazin · Jagd Praxis
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1. April 2009 · von H.R.

SCHWARZWILD – Jagd oder Tierhaltung?

Einr kritische Analyse über Ursachen und Auswirkungen der Schwarzwildexplosion in Mitteleuropa

Keine andere Wildart hat in den letzten Jahren so stark zugenommen wie das Schwarzwild.

Das anhaltende Wachstum der Populationen in Deutschland/ Österreich wie im übrigen Mitteleuropa lässt sich mit Zahlen aus den Streckenstatistiken sehr gut belegen. Heute wird oft die große Nützlichkeit des Schwarzwildes betont, da es mitunter erhebliche Mengen an Mäusen, Insekten und deren Larven vertilgt. Daneben spielt Schwarzwild eine wichtige Rolle als Bodenvorbereiter für die natürliche Waldverjüngung.

Bei hoher Schwarzwilddichte werden aber nahezu alle Eicheln aufgefressen, so dass man in den betroffenen Wäldern selbst nach Mastjahren vergeblich auf die flächige Eichenverjüngung wartet. Auch die negativen Auswirkungen auf die Amphibienpopulationen sind bekannt. Starke Schwarzwildbestände richten also nicht nur in der Landwirtschaft Schaden an.

 

Gründe für ansteigende Bestände:


Von wissenschaftlicher Seite werden für die in ganz Mitteleuropa derzeit ansteigenden Bestände mehrere Gründe vorgelegt:
• Längere Frostperioden und hohe Schneelagen sind in den letzten Jahren ausgeblieben.
• Die Häufung von Mastjahren bei Waldbäumen (Eicheln, Bucheckern) stärkt die Kondition der Tiere und fördert die Anlage von Fettreserven.
• Der Strukturwandel in der Landwirtschaft, insbesondere der Maisanbau, hat das Nahrungsangebot deutlich verbessert.
• Das fast ganzjährig gleichbleibend gute Nahrungsangebot und der Mangel an extremen Witterungsbedingungen wirken sich positiv auf die Trächtigkeitsrate der weiblichen Tiere aus. Heutzutage werden das ganze Jahr über Frischlinge geboren.
• Wildschweine verfügen über eine hohe Anpassungsfähigkeit - und Reproduktionsfähigkeit. Zu diesen allgemein anerkannten Ursachen kommt, dass die Jägerschaft pro Jahr zusätzlich tonnenweise Mais an die Wildschweine verfüttert. Die Begründung, man müsse die Tiere im Wald füttern, um sie von den landwirtschaftlichen Flächen fernzuhalten, geht oft an den Tatsachen vorbei.

Einer der Hauptbeweggründe für die teilweise exzessiven Fütterungsmethoden ist die Absicht, die Sauen an das eigene Revier zu binden. Die Bestände vermehren sich aufgrund des optimalen Futterangebots prächtig. Immer mehr Tiere müssen mit immer mehr Futter von den Feldern abgehalten werden. Derartige Praktiken jedoch entsprechen einer Tierhaltung und sind von einem modernen Wildtier-Management weit entfernt.

Weiß man aber, wie schwierig die Jagdausübung auf überwiegend nachtaktive Sauen ist, dann versteht auch der Laie, warum die Bestände im Land explosionsartig zugenommen haben und die Jagd dieser ungebremsten Entwicklung nur hinterher rennt. Eine sofortige Einstellung der Ablenkfütterung käme sicher einem Desaster gleich, da die überhöhten Schwarzwildbestände noch mehr als bisher über Felder und Fluren "herfallen" würden.

Ein schrittweiser Ausstieg aus der bisherigen Fütterungspraxis jedoch ist längst überfällig. In den Schwarzwildrevieren sollte der schrittweise Ausstieg aus der Fütterung (Kirrung) und hin zur Ablenkfütterung bis hin zum generellen Fütterungsverbot in manchen Gebieten erfolgen. Als Allesfresser hat eine hohe Wildschweindichte negative Auswirkungen auf den Bestand von Niederwild und Bodenbrütern (z.B. Waldschnepfe). Eine möglichst hohe nachhaltige Nutzung des Schwarzwildes trägt zur Reduktion von Schäden in Land- und Forstwirtschaft bei und vermindert die Gefahr der Schweinepest.

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