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4. Juni 2003 · von H.R.

Wildkorridore kontra Globalisierung

Was ist damit gemeint und wozu dienen Sie?

"Strategische Partnerschaft Lebensraumvernetzung"
Wildkorridore kontra Globalisierung

In Österreich kommt den Bundesforsten als größtem Grundeigentümer mit rund 850.000 ha Gesamtfläche, verteilt auf acht Bundesländer, eine Sonderstellung zu, was die Verantwortung für eine großräumige Vernetzung der Wildpopulationen betrifft. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, hat die ÖBf AG im Frühjahr 2002 eine Initiative gestartet, um eine länder- und sektorenübergreifende "strategische Partnerschaft Lebensraumvernetzung" aufzubauen.

Von Vertretern der Landesjagdverbände wurde zugesagt, ihre Kontakte in den Bundesländern für die gemeinsamen Ziele zu nutzen. Der WWF Österreich unterstützt diese Initiative speziell bezüglich der Großraubwildarten, bei denen die Lebensfähigkeit der österreichischen Teilpopulationen von deren Vernetzung mit den "Quellpopulationen" (z.B. in Slowenien, Tschechien) abhängig ist.

Konkretes Beispiel:
Als Impuls für die Wiederherstellung eines mitteleuropäisch bedeutsamen Genflusskorridors wurde ein grenzüberschreitender Teilabschnitt des Alpen-Karpaten-Korridors östlich der March gemeinsam mit der Slowakischen Akademie der Wissenschaften Bratislava analysiert (Völk et al. 2000). Die Ergebnisse enthalten sowohl landschaftsplanerische Vorschläge als auch Empfehlungen für die Errichtung von Grünbrücken an der grenznahen Autobahn zwischen Bratislava und Tschechien (E 65), der für Großwildarten derzeit undurchlässig ist. Zwischen dem westslowakischen Tiefland und dem Alpenraum kommt dem Nationalpark Donauauen für die Erhaltung des Genflusspotenzials zentrale "Brückenkopf"- Funktion zu, weil die beiderseits unverbauten Donauufer hier über mehrere Kilometer keine wildökologischen Barrieren bilden.


Gestaltungsvorschlag für überregionale Wildkorridore:
Damit "Biotopkorridore" auch von scheueren und stärker waldgebundenen Wildarten als Mobililtätsachsen bzw. Ausbreitungskorridore genutzt werden, wie zum Beispiel von Braunbär oder Luchs, erscheinen aus wildökologischem Blickwinkel folgende Aspekte wichtig:
Bezüglich erforderlicher Breite der Grünzonen-Korridore zwischen verbauten Gebieten sollen rund 500 - 1000 m angestrebt werden, um gutes Genflusspotenzial für größere terrestrische Säugetiere sicherzustellen. Wo dies wegen Bebauung oder unveränderbarer Baulandwidmung nicht mehr möglich ist, lässt sich durch zielorientierte Gestaltung eine wildökologische Korridor-Mindestfunktion auch bei etwas geringerer Breite noch sicherstellen, sofern der Korridor dann nicht wegen häufiger Nutzung durch Menschen (z.B. Freizeitaktivitäten) und wegen Belaufens durch Hunde nachhaltig gestört und damit für Wildtiere unattraktiv wird. Vor allem zu den Dämmerungszeiten und während der Nacht ist Ungestörtheit besonders wichtig.

Gestaltungsmaßnahmen für schmale Korridore:
Dichte Bepflanzung an beiden Außenrändern des Korridors, möglichst je 50 - 100 m breit; keine "durchsichtigen" Baumbestände, sondern z.B. dorniges Gebüsch oder wintergrünes Nadelgehölz.


Wer sich mit der Jagd beschäftigt, sorgt sich auch um die Lebensräume des Wildes. Die Entwicklungen in unserer intensiv genutzten mitteleuropäischen Kulturlandschaft sind leider dramatisch. Wenn dem Trend nicht Einhalt geboten wird, lässt sich unschwer prognostizieren, dass die Lebensräume weiter zerschnitten und die Wildpopulationen zunehmend voneinander isoliert, also genetisch "verinselt" werden. Diese Dynamik wird mit den erforderlichen Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur durch die Osterweiterung der EU weiter beschleunigt.

Die Zerschneidung der Lebensräume geschieht durch Wechselwirkungen zwischen dem Ausbau des Verkehrsnetzes und der Erweiterung von Siedlungen. Eine bessere grossräumige Koordination dieser Entwicklungen unter Beachtung wildökologischer Aspekte ist dringend notwendig.

Im Auftrag des Verkehrsministeriums wurden unter der Leitung von Dr. Völk am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Empfehlungen für "Grünbrücken" am übergeordneten Strassennetz erarbeitet (betreffend erforderlicher Anzahl, Verteilung und Grösse solcher Wildquerungshilfen). Diese Empfehlungen werden bei der Planung von Autobahnen und Schnellstrassen in Österreich bereits vorbildlich umgesetzt.

Allerdings mangelt es bisher an der dringend notwendigen Abstimmung mit raumplanerischen Entwicklungen in den Gemeinden, sodass die Funktion bestehender und geplanter Wildquerungshilfen nicht abgesichert werden kann und deren funktionale Entwertung droht.

Die ÖBf AG hat deshalb im Frühjahr 2002 eine Initiative gestartet mit der Bezeichnung "Strategische Partnerschaft Lebensraumvernetzung" mit der Absicht, die weitere Fragmentierung unserer Wildtier-Lebensräume in Österreich hintanzuhalten und für national und international bedeutsame Wildkorridore die dringend notwendige verbindliche raumplanerische Absicherung zu erreichen. Ziel ist es, möglichst viele Partner zu gewinnen für die Lebensraumerhaltung und -wiedervernetzung.

Wichtigste Ansprechpartner bei dieser Initiative sind die Raumplaner und Verkehrsplaner.

Erste Erfolge der Initiative gibt es in der Steiermark:
In den neuen regionalen Entwicklungsprogrammen werden seitens der überregionalen Raumplanung beim Amt der Steiermärkischen Landesregierung sämtliche national bedeutsamen "Wildkorridore" berücksichtigt und planlich ausgewiesen, um deren Erhaltung und Wiederherstellung zu ermöglichen.


Was können wir Jäger tun?

Auch der Jäger kann seinen Beitrag leisten, indem er im Bereich überregional bedeutsamer Wildkorridore den Jagddruck möglichst gering hält.


Kurzinformationen über jagdlich-wildökologisch bedeutsame Entwicklungen bei den Bundesforsten finden Sie im Internet unter http://www.bundesforste.at/index.php - klicken Sie auf "News" und weiter auf "Publikationen".


Bild (© Völk): ca. 100 m breite "Grünbrücke" (eigentlich Landschaftsbrücke) an der Ostautobahn (Parndorfer Heide; insgesamt gibt es 6 auf einem Abschnitt von nur 7 km, was europaweit einzigartig ist - je 3 davon beiderseits der Anschlußstelle Gols-Weiden); diese werden vor allem vom Rehwild genutzt, vereinzelt auch von Rot- und Schwarzwild-Wechselwild.

(Sie liegen leider abseits des europäisch bedeutsamen Alpen-Karpaten-Genfluss-Korridors, der bei Arbesthal/Göttlesbrunn von der dort wildökologisch undurchlässigen Ostautobahn unterbrochen ist)

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