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25. April 2004 · von S.H.

Das Schweigen der Sänger

Ist die Zukunft rabenschwarz?

Rabenvögel in der Diskussion
Das Schweigen der Sänger

Ist die Zukunft rabenschwarz?

Wer das Thema Rabenvögel anspricht, der stößt heute - wie bereits vor Jahrhunderten - auf unterschiedliche Meinungen. Die einen sehen in ihnen gefräßige Räuber, die anderen gelehrsame Gefährten. Im Volksmund galten Rabenvögel als Todesboten und Unheilbringer. Gerade heute ist die Diskussion um Rabenvögel, insbesondere um Aaskrähe, Eichelhäher und Elster, wieder heftig entbrannt. Bauern, Jäger, aber auch viele andere Natur-und Tierfreunde beklagen die immer größere Zahl der Vögel und die von ihnen verursachten immensen Schäden. Besonders dramatisch ist der Einfluß der Rabenvögel auf die Population der Singvögel, denn als Nesträuber beuten Rabenvögel im Frühjahr systematisch die Gelege anderer Vögel aus und gefährden mancherorts den Bestand zum Beispiel von Wiesenbrütern, Feldlerche oder Nachtigall.

Trotzdem ist in den vergangenen Jahren kaum ein Artenschutzthema so kontrovers diskutiert worden wie der Vollschutz der Rabenvögel. Seit Aaskrähe, Elster und Eichelhäher gesetzlichen Schutz genießen, streiten sich Bauern, Jäger und andere Naturfreunde mit verschiedenen Tier- und Vogelschutzgruppen darüber, ob Rabenvogelbestände reguliert werden müssen oder nicht. Ein Streit, von dem nur eine Gruppe profitiert: die Rabenvögel.


Die unendliche Geschichte.

Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, wird es bereits festgestellt haben: Rabenvögel sind nicht selten und schon gar nicht vom Aussterben bedroht. Im Gegenteil. Immer öfter sieht man ganze Schwärme, die sich in den Bäumen und auf den Äckern niederlassen. Warum, so fragen deshalb viele, darf ihr Bestand nicht reguliert werden, wie es früher noch eine Selbstverständlichkeit war?

Es begann 1979, als die EG die Rabenvögel plötzlich unter Schutz stellte. Ein Schildbürgerstreich, wie sich bei genauem Hinsehen herausstellte. Denn eigentlich sollten die Rabenvögel, deklariert als Sonderkategorie Schadvögel, auch nach EG-Recht bejagbar sein. In den Wirren von Kommission und Ausschüssen wurde diese Sonderkategorie aber gestrichen. Damit fielen die Rabenvögel, ihrer zoologischen Zuordnung folgend, unter die Kategorie "Singvögel" - und genossen den gleichen Artenschutz wie Amsel, Drossel, Fink und Star. Ihre Bejagung wurde damit grundsätzlich ausgeschlossen.

Nach einem zähen und kontroversen Ringen wurde das Verbot 1995 auf EU-Ebene wieder aufgehoben. In Deutschland blieb die rechtliche Situation jedoch weiterhin verworren und verfahren. Denn bis heute gibt es keine einheitliche bundesweite Regelung. Vielmehr ist es den Bundesländern überlassen, ob und in welcher Weise sie die Regulierung der Raben-vogelarten Eichelhäher, Elster und Aaskrähe ermöglichen. Das gegenwärtige Verfahren ist jedoch sehr kompliziert und mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden. Ganz abgesehen von den hohen Kosten, die dadurch entstehen. Am Ende führt dies alles zu einem Ergebnis: de facto wird von der Bejagung und damit von der möglichen Reduzierung überhöhter Rabenvogelbestände kaum Gebrauch gemacht. Inzwischen macht sich dies deutlich bemerkbar: in der Natur.


Keine Chance mehr für Selbstregulation.

Wie dies zu werten ist und wie es weitergehen soll, darüber gehen die Meinungen auseinander. Einige Vertreter des Vogelschutzes beurteilen den Beitrag der Rabenvögel zum Artenschwund als unerheblich. Sie gehen davon aus, dass Rabenvögel in der Lage sind, ihre eigenen Bestandsdichten selber zu regulieren, indem sie ihre eigenen Gelege und Jungen fressen.

Die Argumentation von Jägern, anderen Naturschützern sowie zahlreichen Wissenschaftlern dagegen basiert auf der Erkenntnis, dass Rabenvögel erst die Nester anderer Arten leerfressen, ehe sie sich aus Hunger über die eigene Art hermachen. Im Interesse vieler bedrohter Beutetierarten fordern die Jäger deshalb eine schnelle Regulierung der Rabenvogelpopulationen. Aufschluss über den tatsächlichen Einfluss der Rabenvögel auf den Naturhaushalt liefern Freilandexperimente, wie sie zum Beispiel in Skandinavien seit langem durchgeführt werden. Dadurch konnten Sterblichkeitsfaktoren für gefährdete Beutetiere objektiv bewertet und die erforderlichen Konsequenzen gezogen werden. Aufgrund dessen werden in Norwegen inzwischen Prämien für geschossene Rabenvögel gezahlt, um die hohen Bestände zu reduzieren. Und dadurch den "Verlierern" wieder eine Chance zu geben.


Vom Zwist profitieren nur die Rabenvögel.

Trotz aller Argumente, Studien und Diskussionen haben sich Gegner und Befürworter einer Bejagung von Rabenvögeln bisher noch keinen Schritt genähert. Inzwischen haben sich bereits Tausende Natur- und Vogelfreunde gegen den falsch verstandenen Schutz der Rabenvögel ausgesprochen und sich mit Protestschreiben an die Umweltministerien und Behörden gewandt. Dennoch haben erst vier Bundesländer die gesetzlichen Möglichkeiten genutzt und unbürokratische Wege zur Bestandsregulierung der Rabenvögel geebnet. Den Jägern geht es bei ihrer Forderung aber keineswegs um "eine sinnlose massive Verfolgung der Rabenvögel", wie einige Vertreter des Vogelschutzes unterstellen. Es soll nur dort in nennenswertem Umfang in die Population eingegriffen werden, wo Aaskrähe, Elster und Eichelhäher in der freien Landschaft hohe Dichten erreicht haben und damit zum Problem für die übrige Fauna oder die Landwirtschaft werden.

Dabei handelt es sich wirklich um ein Thema, das nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden sollte. Denn schon seit geraumer Zeit wird der Streit nicht mehr als sachliche Auseinandersetzung geführt. Es muß etwas geschehen. Je länger dieser Streit um die Bejagung dauert, um so länger wird er auf dem Rücken der teilweise immer seltener werdenden Beutetiere der Rabenvögel ausgetragen. Unter diese Debatte muß endlich ein Schlußstrich gezogen werden. Das jedenfalls ist das Ziel der Jäger. Der Deutsche Jagdschutz-Verband fordert daher eine schnelle bundeseinheitliche Regelung für die Bejagung der Rabenvögel. Und hierbei sollten alle Bundesländer mitziehen.

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