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4. Juli 2005 · von Franziska Söllinger

Die Zeit der Rehbrunft - in wenigen Tagen ist es soweit

Von Blattzeit, Hexenringen und Treiben

Im Juli beginnt alljährlich die Zeit der Rehbrunft, für viele Jäger ein Höhepunkt im Jagdjahr

Wie bei allen Hirschartigen steht auch beim Rehwild die jährliche Entwicklung des Kopfschmuckes in Zusammenhang mit der Funktions-, sprich Produktionsfähigkeit der Geschlechtsorgane. Hormone sind die Akteure im Hintergrund. Daß Fortpflanzung und Wachstum des Gehörns als Imponier- und Kampfwerkzeug eng verbunden sind, ist biologisch sinnvoll.

Die Gehörne sind zum Teil schon im März verfegt und bereits im Mai produzieren die täglich anschwellenden Brunftkugeln des Bockes lebensfähiges Sperma. Bis dieses für die Reproduktion genutzt werden kann, muß allerdings noch etwa zwei Monate gewartet werden. Erst Anfang Juli können nämlich die ersten Ricken aufnehmen.

Meist werden die körperlich stärksten Schmalrehe brunftig. Ricken, die gesetzt haben, werden erst später brunftig. Der genaue Zeitpunkt des Brunftigwerdens der Ricken wird aber auch von anderen Faktoren, wie beispielsweise der Höhe und geographischen Lage beeinflusst. Mit zunehmender Höhenlage und weiter gegen Osten verschiebt sich die Brunft nach hinten.

Eine Ricke ist drei bis vier Tage brunftig. Manche Böcke vergesellschaften sich bereits relativ früh vor der Brunft mit Ricken, andere verfolgen mit tiefer Nase, ähnlich wie Schweißhunde, die Fährte brunftiger Ricken, wobei es dabei, wenn Reviere anderer Böcke berührt werden, zu heftigen Auseinandersetzungen kommen kann.

Bei Annäherung des Bockes flüchtet in der Regel das weibliche Stück und es kommt zu einer Hetzjagd, dem Treiben. Dies kann über mehrere Kilometer gehen, oft begleitet von einem lauten Keuchen des Bockes. Bei einem Halt bewindet dann der Bock meist ausgiebig den Schürzenbereich der Ricke, worauf oft das Treiben, in immer enger werdenden Kreisen, fortgesetzt wird. Die Spuren dieses Treibens in der Bodenvegetation sind die bekannten Hexenringe.

Irgendwann flüchtet die Ricke nicht mehr, der Bock reitet auf und es kommt zu einem sehr kurzen Beschlag, der allerdings bis zu 20 Mal wiederholt werden kann. Der Bock ist danach sehr stark mitgenommen und ruht häufig im Gras, während die Ricke ruhig daneben äst.

Vor allem bei Jungböcken, aber auch bei ungünstigem Geschlechterverhältnis kann es zu außerordentlichen körperlichen Beanspruchungen kommen, die sich im Folgejahr in Sachen Wildbret und Gehörn negativ auswirken können.

Je länger die Brunft dauert, desto weniger Ricken sind brunftig und umso intensiver müssen die Böcke nach den restlichen brunftigen Geisen suchen. Genau das ist der richtige Zeitpunkt für die Blattjagd.

Als Blattzeit wird diejenige Phase der Rehbrunft bezeichnet, in der Böcke am besten aufs Blatt springen.

Bis ins 19. Jahrhunder glaubte man, dass die Zeit der Rehbrunft Ende November, Anfang Dezember sei und interpretierte das Geschehen im Juli und August als “Scheinbrunft“.

Völlig falsch lag man damit nicht, denn Ende November können beim Rehwild merkwürdige Dinge geschehen. Da treibt ein Bock, der sein Gehörn abgeworfen hat und sich schon im Bast befindet, ein starkes Rickenkitz. Eine Situation, die heute erklärt werden kann. Es handelt sich um die Nachbrunft beim Rehwild. In der Brunft übergangene oder noch nicht reife Stücke, man spricht von etwa drei Prozent, werden noch einmal brunftig und lösen auch bei den Böcken Brunftverhalten aus. Das Problem, dass die Brunftkugeln nun kein Sperma mehr produzieren, weiß die Natur geschickt zu umgehen. In den Nebenhoden ist der Bock in der Lage, Samenzellen zu speichern, was in den inzwischen zurückgebildeten Hoden nicht mehr möglich ist. Diese geniale Einrichtung versetzt ihn in die Lage, im Juli und August noch nicht reife Schmalrehe, übergangene Ricken und sehr gut entwickelte Rickenkitze aus dem Mai desselben Jahres, erfolgreich zu beschlagen.

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