Hornissen - gefährdet, nicht gefährlich
Mythos der tödlichen Stiche

Im Gegensatz zu Bienen, verlieren Wespen und Hornissen ihren Stachel beim Stich nicht. Dies liegt an der unterschiedlichen Lebensweise: Bienen sind Nektarsammler, im Bienenstock lagern große Mengen Honig, der gegen räuberische Feinde (meist Wirbeltiere, wie Dachs, Braunbär und Mensch) verteidigt werden muss. Zwar verliert die Biene beim Stich mit ihrem Stachel auch ihr Leben, die Wirksamkeit des Giftes wird dadurch jedoch erhöht. Denn während sich eine stechende Biene leicht abstreifen lässt, bleibt der Stachel stecken. Dadurch gelangt der Inhalt der Giftblase mit ca. 0,1 mg Gift vollständig in die Wunde.
Wespen und Hornissen hingegen benutzen ihren Stachel hauptsächlich zum Nahrungserwerb, sprich zur Insektenjagd. Sie sind also verglichen mit Bienen gar nicht darauf eingestellt, Säugetiere und uns Menschen zu verletzen. Diese Insektenjäger können sich auch keinen verschwenderischen Umgang mit ihrem Gift leisten und injizieren daher gerade mal 0,01 mg Gift in die Wunde.
Die Hornisse - eine geschützte Tierart
Im September/Oktober, befinden sich die Hornissenvölker auf ihrem Entwicklungshöhepunkt. Sie können nun 400 - 700 Tiere zählen. Ein günstigster Zeitraum also, um diese mittlerweile in Deutschland und Österreich recht selten gewordenen Tiere zu Gesicht zu bekommen.
In Deutschland gilt die Hornisse seit 1987 als besonders geschützte Tierart. Ihre Nester dürfen weder vernichtet, noch ohne spezieller Genehmigung umgesiedelt werden.
Ein großes Hornissenvolk kann an einem Tag bis zu einem halben Kilo - für den Menschen oft lästige und schädliche - Insekten, hauptsächlich Fliegenarten, an seine Brut verfüttern. Dies entspricht dem Tagesbedarf von 5 - 6 Meisenfamilien. Ein Grund mehr also, diese Nützlinge zu schützen.
Sie fliegen nur einen Sommer
Hornissen sind die größten einheimischen Wespen. Die Größe und die charakteristische braunrote Zeichnung machen sie unverwechselbar. Eine Königin wird sogar etwa 4 cm lang. Die jungen, begatteten Hornissenköniginnen erwachen im Mai aus ihrer Winterruhe. Sie suchen dann zunächst eine Futterquelle. Meist entrinden sie junge Triebe von Obstbäumen oder Birken, um den süßen Baumsaft zu trinken. Dann beginnt die Nistplatzsuche. Da natürliche Baumhöhlen selten geworden sind, müssen Ersatznistplätze gefunden werden. Hierzu gehören Holzverschalungen an Terrassen und Balkonen oder auch künstliche Nistkästen, wie sie zum Beispiel von einigen Jägern gebaut und aufgestellt werden - aber auch so mancher Hochsitz ist darunter!
Als Nistmaterial nagt die Königin vermodertes Holz ab und zerkaut es. Vermischt mit Speichel entsteht eine schnell hart werdende papierartige Substanz. Daraus baut sie die ersten Wabenzellen, die mit je einem Ei belegt werden. Nach ca. einer Woche entwickeln sich daraus Larven, nach weiteren 4 Wochen sind die Hornissenarbeiterinnen fertig entwickelt und können schon bald die Königin bei Nestbau und Nahrungssuche unterstützen. Sind genügend Arbeiterinnen vorhanden, beschränkt Sie sich ganz auf das Eierlegen.
Im Spätsommer legt die Königin ganz gezielt Eier, aus denen sich nur noch Männchen (Drohnen) und Jungköniginnen entwickeln. Nach dem Schlupf im Herbst schwärmen die Jungtiere zur Begattung aus. Die Weibchen paaren sich mit mehreren Drohnen, möglichst aus fremden Hornissenvölkern. Für die Männchen ist das Leben überaus kurz. Nach dem ersten und einzigen Liebesakt ihres Lebens sind sie zum Tode verurteilt. Die begatteten Jungköniginnen hingegen suchen sich für den Winter einen geschützten Unterschlupf, um im nächsten Frühjahr einen eigenen Staat zu gründen.
Für die alte Königin-Mutter wird es nun Zeit abzudanken. Ihr Volk macht ihr dies auch unmissverständlich klar. Die Arbeiterinnen schränken ihre Versorgungsaktivitäten ein und die Königin verlässt schließlich das Nest und stirbt, erschöpft von den Strapazen des Eierlegens.
Die gute Nachricht:
Hornissen sind weitaus friedfertiger als ihre stechenden Verwandten, da sie sich nur bei Störungen im unmittelbaren Nestbereich verteidigen.